Zwei Einsätze für erschöpfte junge Niederbayern am Hochstaufen-Jagersteig – zwei verletzte Niederbayerinnen in der Aschauer Klamm und in der Weißbachschlucht

BAD REICHENHALL/SCHNEIZLREUTH – Alle Hände voll zu tun hatten diese Woche aufgrund des anhaltend hochsommerlichen Wetters die ehrenamtlichen Einsatzkräfte der Bergwachten Bad Reichenhall, Freilassing und Teisendorf-Anger: Nach dem aufwendigen Nacht-Einsatz mit zwei Helis von Samstag auf Sonntag am Hochstaufen (wir berichteten) mussten sie am Montagmittag und in der Nacht von Montag auf Dienstag zwei erschöpfte junge Männer vom Hochstaufen-Jagersteig retten, am Dienstag eine in der Aschauer Klamm abgestürzte 62-Jährige und am Donnerstag eine in der Weißbachschlucht mit einer Kopfverletzung zusammengebrochene 73-Jährige. Kurios dabei: Alle vier Geretteten kommen aus Niederbayern.

Am Montagmittag (15. August) gegen 12 Uhr war bei großer Hitze im Aufstieg am Hochstaufen-Jagersteig in rund 1.600 Metern Höhe ein 20-jähriger Niederbayer völlig erschöpft mit Kreislaufproblemen zusammengebrochen. Die Besatzung des Pongauer Notarzthubschraubers „Martin 1“ schaffte es trotz anspruchsvoller Wind-Verhältnisse nach mehreren Versuchen per Tau einen Luftretter an der ausgesetzten Einsatzstelle am alpinen Steig abzusetzen, der den jungen Mann versorgte und ihn und seinen Begleiter so sicherte, dass ihn der Pilot dann mit dem Tau aufnehmen und zum Listwirt im Nonner Oberland ausfliegen konnte. Vier Reichenhaller Bergretter standen am Staufenhof-Landeplatz zur Unterstützung in Bereitschaft.

Am frühen Dienstagmorgen (16. August) wurden die ehrenamtlichen Bergretter kurz nach 1 Uhr aus dem Schlaf gerissen, da ein 28-Jähriger aus Niederbayern Hilfe brauchte, der erst am Nachmittag um 14 Uhr ohne Brotzeit und Getränke zu seiner Tour über den Hochstaufen-Jagersteig aufgebrochen war und dann aufgrund der hochsommerlichen Verhältnisse im alpinen Steig viel langsamer als erwartet vorangekommen war. Auch als es langsam dunkel wurde und schließlich in der Nacht zu regnen anfing, drehte der junge Mann nicht um und versuchte weiter, die Hütte zu erreichen. Durch den Niederschlag und fehlende Biwak-Ausrüstung wurde ihm dann so kalt, dass er völlig erschöpft kurz nach 1 Uhr über Notruf Hilfe anforderte. Nach mehreren Telefonaten mit dem in Bergnot Geratenen entschied der Einsatzleiter dann gegen 1.50 Uhr, die restliche Mannschaft zu wecken, wobei sechs Retter per Fahrzeug über die Baumannstraße auf der Nordseite in 990 Metern Höhe abgesetzt wurden und dann weiter zu Fuß aufstiegen. Zeitgleich wurden drei weitere Bergretter mit dem Fahrzeug der Bergwacht Freilassing zu den Arzkasten gefahren; sie stiegen über den Normalweg zur Hütte auf und von dort über den Jagersteig wieder ab. Um 4 Uhr morgens hatte die von der Baummannstraße aus aufgestiegene Gruppe erstmals Sichtkontakt zum 28-Jährigen. Nachdem er von den Einsatzkräften heißen gezuckerten Tee und Traubenzucker eingeflöst bekommen hatte, kam er soweit auf die Beine, dass er den restlichen Aufstieg zum Reichenhaller Haus in Begleitung der Bergretter aus eigener Kraft fortsetzten konnte. Die zweite Gruppe hatte inzwischen an den ausgesetzten, steilen und durch den Regen rutschigen Abschnitten Seile angebracht, wobei beide Gruppen gegen 5.15 Uhr zusammentrafen, dann rund 45 Minuten lang weiter gemeinsam mit dem jungen Mann zum Reichenhaller Haus aufstiegen und nach ihm die Seilversicherungen wieder abbauten. Dem 28-Jährigen ging es dann so gut, dass er am Staufenhaus bleiben und sich dort für den eigenständigen Abstieg erholen konnte. Die Bergretter kehrten zurück ins Tal und schafften es fast alle nach einer schlaflosen Nacht rechtzeitig auf 8 Uhr in die Arbeit zu kommen. Ein Heli-Einsatz bei Dunkelheit war nicht verhältnismäßig, da niemand verletzt war und auch keine akute Lebensgefahr bestand.

Am frühen Dienstagnachmittag (16. August) folgte gegen 13.45 Uhr der nächste Einsatz, da eine 62-jährige Urlauberin aus Niederbayern im Abstieg durch die Aschauer Klamm im unteren Drittel der Schlucht bei der zweiten Brücke gute fünf Meter über die steile Böschung zum Bach abgestürzt war und mit Verletzungen an beiden Beinen notärztliche Hilfe brauchte. Ihr Begleiter lief zum Haiderhof hinunter, setzte einen Notruf ab, holte sich dort bei der Wirtsfamilie Seil und Verbandszeug, stieg wieder auf, brachte die 62-Jährige mit dem Seil auf den Weg zurück und leistete Erste Hilfe. Die Besatzung des Traunsteiner Rettungshubschraubers „Christoph 14“ setzte ihren Notarzt mit der Winde an der Unfallstelle ab, holte dann vom Haiderhof einen Bergretter und brachte ihn ebenfalls zum Einsatzort; zwei weitere Bergretter waren zu Fuß aufgestiegen, wobei die Einsatzkräfte die Verunfallte zusammen versorgten, in den Luftrettungssack umlagerten, mit der Winde in den Heli aufnahmen und dann zur Kreisklinik Bad Reichenhall flogen. Fünf Bergretter waren gute zwei Stunden lang gefordert.

Am frühen Donnerstagnachmittag (18. August) gegen 13.20 Uhr ging ein Notruf aus der Weißbachschlucht ein, wo unterhalb des Mauthäusls eine 73-Jährige aus Niederbayern bewusstlos zusammengebrochen war, nachdem sie sich zuvor den Kopf gestoßen hatte und zunächst noch weitergegangen war. Ihre Familie leistete Erste Hilfe, wobei die Frau dann wieder aufwachte, bis die ersten Bergretter am Unfallort ankamen. Aufgrund von Vorerkrankungen war ein schonender Abtransport angebracht, weshalb der Einsatzleiter einen Heli nachforderte. Die Besatzung des Hinterglemmer Notarzthubschraubers „Martin 6“ holte die bereits durch den Inzeller Bergwacht-Notarzt versorgte und im Luftrettungssack gelagerte Urlauberin mit dem Rettungstau ab, flog sie zum Zwischenlandeplatz in Schneizlreuth und dann weiter zum Salzburger Landeskrankenhaus. Zwölf Bergretter aus Bad Reichenhall und Freilassing waren bis 16 Uhr im Einsatz.