GRÜNDUNGSJAHRE AB 1924

Watzmannostwand
Blick hinab zur verschneiten Seeleindiensthütte (links unten im Bild) mit Watzmannostwand

Was sich in diesen Jahren bei uns ereignet hat, wollen wir nun in Erinnerung bringen. Aus alten Versammlungsberichten entnehmen wir, dass im Mai 1920 in München Herr Fritz Berger mit einem Häuflein Gleichgesinnter eine Bergschutzorganisation gründete, die den bald nach dem Ende des 1. Weltkrieges entstandenen Alpinen Massentourismus mit zahlreichen Auswüchsen, wie z. B. Hüttenplünderungen oder auch der Zerstörung der alpinen Flora, dem Pflanzenraub in den Bergen Einhalt gebieten sollte.

 

Man kann sich heute nicht mehr vorstellen, in welchem Ausmaß in dieser Zeit die Bergblumen abgerupft wurden. In einer Presseveröffentlichung von damals wurden zwischen 1921 und 1924 ca. 80 000 Stück Edelweiß widerrechtlich gepflückt. Diese Stückzahlen wurden den Frevlern abgenommen. Die tatsächlich gepflückten Edelweiß werden eine weit höhere Anzahl ausmachen.

 

Wir Älteren wissen es noch, dass auf unseren Bahnhöfen Edelweiß- Verkäufer und Verkäuferinnen unsere Alpenblumen sträußerlweise anboten und verkauften. So war es naheliegend, dass Bergsteiger aus den Sektionen des Alpenvereins und der Naturfreunde- Ortsgruppen es den Münchnern gleichtun und auch bei uns eine Organisation zum Schutze der Alpenflora gründen wollten.

 

Der Initiator war Fritz Jochum. Er lud am 24. Mai 1924 Alpenvereins-Sektionen und Naturfreunde-Ortsgruppen nach Freilassing ein. Ziel der Versammlung war “ Schutz der Natur in den Bergen und Auen“. Alle Anwesenden waren für die Gründung einer Bergwacht, wie sich die in München gegründete Bergschutz- Organisation nun nannte. Bei der Wahl zum 1. Vorsitzenden der neugegründeten Bergwacht- Abteilung Chiemgau wurde Fritz Jochum einstimmig gewählt.

 

Bei der ersten Mitgliederversammlung am 18.0ktober des Gründungsjahres 1924 in Freilassing konnte im Tätigkeitsbericht aufgewiesen werden, dass 104 Bergwachtmänner der Abteilung Chiemgau im Naturschutzdienst tätig waren.

Darunter, soweit aus der Chronik feststellbar, die Freilassinger Aicher Hans, Adler Georg, Bösmiller Max, Gadenz Peter, Hillipointner Alois, Miesenböck Toni, Kern Paul, Schädlich Alfred, Walser Max, Ranshofer Max.

 

Bei ihren Streifengängen zum Schutze der Natur wurden diese Idealisten, wie auch jetzt noch, beschimpft und als Wichtigtuer verlacht. Aber im nicht Nachlassen der Bemühungen zum Schutze der Natur zeigten sich als bald Erfolge. Schon bei den ersten Streifengängen der Bergwachtmänner musste verunglückten Bergsteigern Hilfe geleistet werden. Somit kam zum Schutze der Bei Natur zwangsläufig die Hilfe für den Menschen. Es war Ausbildung im Sanitätsdienst für die Bergwachtler notwendig. Dieser Ausbildung nahm sich besonders Lois Hillipointner an. So war man nun nicht nur gerüstet, die Berge vor den Menschen zu schützen, sondern auch die Menschen vor den Bergen.