DIE BERG- UND HÖHLENRETTUNGSWACHE CHIEMGAU DER BERGWACHT FREILASSING

Am 1.1.2009 wird das neue Rettungsdienstgesetz rechtskräftig, in dem explizit die Zusammenführung von Berg- und Höhlenrettung geregelt ist und diese der Bergwacht Bayern übertragen wird. Vor der Bereitschaft liegt unendlich viel Arbeit, um tatsächlich einsatzfähig zu werden. Es kommt ein Anhänger und auf Initiative von Thomas Läpple wird eine Garage im neuen Feuerwehrhaus im Ainringer Ortsteil Mitterfelden das neue Höhlenrettungsdepot. Stetig – in der Regel fast jeden zweiten Montagabend – wird geübt und an der Materialausstattung gefeilt. Die erste gemeinsame internationale Übung zusammen mit der Salzburger Höhlenrettung und der Bergrettung Kaprun fand im Feichtnerschacht am Fuße des Kitzsteinhorns 05.09. statt. Aus Freilassing waren die Höhlenretter Herbert, Dr. Hubert Glässner, Tobi Kronawitter, Benedikt Hiebl und Peter Hogger mit dabei. Drei Wochen später am 25.09. ging ́s zur nationalen Höhlenrettungsübung des HRVD in die Schwarze Crux, einem aufgelassenen Bergwerk in Thüringen. Unermüdlich im Einsatz waren Guido Fick, Dr. Hubert Glässner, Tobi Kronawitter und Peter Hogger. Von Anfang an mit dabei als Höhlenretter ist Herbert Berger, der für die Bereitschaftsabende die ersten sensationellen Bilder aus dem Inneren der Berge beisteuert und die Aktivitäten der Höhlenretter auch für die nicht höhlengängigen Kameraden erlebbar macht. 

 

2010 Ein erster großer Materialposten erreicht uns in diesem Jahr. Bisher nutzten wir von den Münchener Höhlenrettern ausgeliehene Ausrüstung oder eben private Schlaze und Kletterausrüstung. Im Mai kamen endlich fünf PSAs (Persönliche Schutzausrüstung), das waren Helme, Lampen, Schlaze und Unterschlaze sowie Gurte mit Material zum Abseilen und Aufsteigen. In diesem Jahr gehen die Bergretter Manfred Huber, Rudi Hiebl, Markus Weilacher und Tobias Kronawitter auf das Ausbildungsmodul 1 im fränkischen Veilbronn, das sich mit der Rettung aus Horizontalhöhlen und den Sicherungs- und Steigtechniken in der Höhlenbefahrung und -rettung befasst. Das Höhlenrettungsmodul 2 mit Ausbildung in der Rettung in Vertikalhöhlen wird von Peter Hogger, Tobias Kronawitter, Dr. Hubert Glässner, Sigi Fritsch und Rudi Hiebl absolviert. Es findet am Samerberg im Hochriesgebiet statt. Die Totengrabenhöhle im Lattengebirge wird am 31.07. eines unserer kleinen Übungsziele, an dem auch einige Salzburger Höhlenretter mit dabei sind. Die freundschaftliche Verbindung zu den österreichischen Nachbarn wächst langsam und wird in der Zukunft immer bedeutungsvoller. Teilnehmer: Rudi Hiebl, Benedikt Hiebl, Markus Weilacher, Sigi Fritsch, Thomas Klein, Peter Hogger und Gerhard Hogger als Patientenmime. Zum ersten Mal mit dabei ist Markus Leitner von der Pressestelle des BRK-Kreisverbands Berchtesgadener Land. In den kommenden Jahren stößt er immer wieder dazu. Ohne Rücksicht auf seine hochwertige Fotoausrüstung dokumentiert er die Touren und Übungen immer wieder und sorgt mit seiner hervorragenden Pressearbeit dafür, dass wir von den anderen Höhlenrettungswachen in Bayern bald die „hyperaktiven Freilassinger“ genannt werden. Das offenbar attraktive Thema stößt immer wieder auf mediales Interesse und sogar überregionale Zeitungen greifen die aktionsgeladenen Bilder und die Pressemitteilungen auf. Zwei weitere große Übungen bringen uns richtig voran, nicht nur technisch sondern auch zwischenmenschlich. Vom 01. bis 02.10. machen wir unter Leitung der Salzburger Höhlenrettung einen Übungseinsatz in der Pfaffenkargalerie im Hohen Brett. Von Golling aus wird auf das Torrener Joch geflogen, übernachtet wird im Stahlhaus.Dabei waren Dr. Hubert Glässner, Tobi Kronawitter, Heike Glässner, Manfred Huber, Rudi Hiebl, Jakob Brandner, Thomas Stöger, Dr. Marco Tussl und Peter Bauer, die letzteren vier von der Bergwacht Berchtesgaden. Vorher hatten wir schon einen Übungstermin mit der Bergwacht Berchtesgaden geplant, den wir dann am 23.10. in der Gotzenbeinhöhle im Hagengebirge durchführten. Nach dieser Aktion mit viel Schneestapferei und Materialschleppen gab ́s noch ein gemütliches Beisammensein auf der Seeleinhütte mit Rudi Hiebl, Manfred Huber, Dr. Hubert Glässner, Peter Hogger, Benedikt Hiebl, Tobi Kronawitter, Sigi Fritsch, Heike Glässner, Markus Leitner, Thomas Stöger, Stephan Bauhofer und Jakob Brandner. Die Höhlenrettungsgruppe ist in den letzten Jahren gewachsen und hat inzwischen einen festen Stamm aus Bergwachtlern aus Freilassing und Berchtesgaden.

 

2011: Im Januar kamen nochmals acht PSAs für die Einsatzkräfte, so dass inzwischen fast alle Retter der ersten Stunde mit offiziellem Material ausgerüstet werden konnten. Im Sommer wird dann von der Bergwachtzentrale in Bad Tölz an die Höhlenrettung endlich einen Einsatzanhänger ausgeliefert, in dem künftig das Einsatzmaterial abmarschbereit gelagert werden kann. Dieser wurde im Sommer ausgeliefert. Der Innenausbau erfolgte nach einer längeren Plaungsphase zum zweckmäßigen Ausbau dann im April 2012. Der erste Übungseinsatz mit dem neuen Hänger findet am 5. November zum Materialtransport beim Befahren der Pfingsthöhle statt.Am 09. und 10.09. nahmen Peter Hogger und Rudi Hiebl an der nationalen Rettungsübung im hessischen Breitscheid in einer Höhle namens Schwinde 7 teil. Zusammen mit Salzburger und Berchtesgadener Höhlenrettern machen wir am 05.11. eine Bergungsübung aus der Pfingsthöhle im Müllnerhörndl. Diese Höhle wird auch viel von gewerblichen Unternehmen als Abenteuertour mit Gruppen gemacht. Das Rettungsteam bestand dieses Mal aus Manfred Huber, Dr. Hubert Glässner, Rudi Hiebl, Gerhard Hogger, Stefan Kellner, Sigi Fritsch, Benedikt Hiebl, Peter Hogger, Markus Weilacher. Der Bericht von Markus Leitner wurde vielfach in der örtlichen und überörtlichen Presse übernommen, Fotos davon finden sich auch im Bergwacht-Jahresbericht! Guido Fick nimmt am Höhlenrettungsmodul 1 ein. Auch das Höhlenrettungsmodul 2 wird erfolgreich von Manfred Huber, Markus Weilacher und Guido Fick absolviert. 

 

2012: Die Höhlenrettung bekommt eine eigene Unterkunft im Feuerwehrgerätehaus der Gemeinde Ainring. Schritt für Schritt wird aus der gut 100 m2 großen Garage eine Unterkunft mit Materiallager, Anhängerstellplatz und einer „Almhütte“ als Aufenthaltsraum. Besonders der Einbau von Putz- und Wascheinrichtungen ist für das zumeist schmutzige Höhlenbefahren unbedingt notwendig. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal auch Alarme für die Höhlenrettung: zwei Mal erfolgte ein Voralarm für einen Höhlenrettungseinsatz. Voralarm dienen in der Höhlenrettung dazu, andere Rettungstrupps zu alarmieren, dass ein gerade ein Einsatz läuft, der möglicherweise zusätzliche Unterstützung erforderlich macht. Wir stellten dafür unser Einsatzmaterial zusammen und hielten uns für einen möglichen Einsatz bereit. Markus Weilacher und Rudi Hiebl absolvieren einen Lehrgang zum Sprengberechtigten und können damit nun auch Engstellen in Höhlen bei Rettungsaktionen auch mit dieser Methode erweitern.Gleich vier Übungen absolvierten die Höhlenretter in diesem Jahr: die Brunecker Höhle am Paß Lueg war am 21.04. unter Beteiligung von Sigi Fritsch, Thomas Klein, Markus Weilacher, Benedikt Hiebl und Peter Hogger zusammen mit Salzburger Kameraden Ziel einer Übung. Eine besondere Ausbildung stellte die Luftverlastung der Höhlenrettung zum Hirscheckschacht auf der Reiteralm per Hubschrauber der Bundespolizei dar. Tonnen von Material der vier alpinen Höhlenrettungswachen der Bergwacht Bayern wurden am 02.09. auf den Berg geflogen. Übende aus Freilassing waren Dr. Hubert Glässner, Guido Fick, Sigi Fritsch und Thomas Klein. Am 27.10. erfolgte dann nochmals eine Übung mit den Kameraden aus Berchtesgaden. Ziel war die Lindwurmhöhle, an der Übung beteiligten sich auch Rudi Hiebl, Thomas Klein und Guido Fick. 

 

2013: Gleich drei Alarme gibt es in diesem Jahr für die Höhlenrettung, wobei der letzte auch zu einem Einsatz in der Lamprechtshöhle – einer Schauhöhle im Salzburger Pinzgau – führt, wo die Bergwacht Freilassing die Höhlenrettung Salzburg bei der Versorgung und Bergung von 26 Personen unterstützt. Die Besucher der Höhle waren nach einem schweren Gewitterregen durch überflutete Gänge vom Ausgang abgeschnitten worden. Die Höhlenretter Markus Weilacher und Rudi Hiebl belegen einen Lehrgang der Bergwacht Bayern, der eine Sprengberechtigung erteilt. Hierfür ist eine jährliche Fortbildung notwendig. Die vorerst letzte große Übung fand in der Spielberghöhle im Hochries-Massiv am Samerberg statt. Die nationale Rettungsübung des HRVD wurde von der Bergwacht Rosenheim vom 20. bis 22.09. ausgerichtet und sollte ein Rettungsszenario abbilden, das über mehrere Tage gehen sollte. Insbesondere das Auswechseln von Rettern im tagelangen Einsatz wurde geplant und realistisch geübt. Mit im Einsatz waren Rudi Hiebl, Guido Fick und Peter Hogger. Nach dieser richtungweisenden Einsatzübung kamen nur noch scharfe Einsätze… als logische Steigerung? „Das war wohl einfach fällig“, meint Höhlenrettungsleiter Peter Hogger. Das Jahr ist leider überschattet vom Tod unseres bis zuletzt sehr in der Höhlenrettung engagierten Bergwachtkameraden und stellvertretenden Bereitschaftsleiters Dr. Hubert Glässner. Er war am 05. März in einer Lawine ums Leben gekommen. 

 

2014 Dieses Jahr wird – im Zusammenhang mit der Höhlenrettung – zu einem besonders ereignisreichen Jahr. Die Freilassinger Höhlenretter und die inzwischen neu gewonnenen Mitglieder aus anderen Chiemgauer Bergwachtbereitschaften bewältigen im Verbund mit anderen Höhlenrettungsorganisationen zwei aufwändige und schwierige Rettungseinsätze im Juni in der Riesending-Höhle im Untersberg und kurz darauf im August in der Jack-Daniels-Höhle im österreichischen Tennengebirge. Bei der Rettung in dieser Höhle waren die Erfahrungen aus der Riesending-Höhle deutlich sichtbar und führten zu einem schnellen, wenn auch doch knapp drei Tage dauernden Rettungserfolg. Im Spätsommer finden Materialbergungstouren ins Riesending durch die Bergwacht Bayern statt. An zwei dreitägigen Wochenendaktionen werden mit Hubschrauberunterstützung der bayerischen Polizei und jeweils 12 bzw. 14 Mann wertvolle technische Gegenstände wie Bohrmaschinen, Akkus oder medizinische Ausstattung geborgen. Ein besonderes Augenmerk lag dabei auch auf der Bergung von Müll und anderen umweltgefährdenden Hinterlassenschaften während der Rettungsaktion. Mit zwei kleinen Tagesaktionen konnte mit je vier Mann zu Fuß vom Tal aus nochmals diverses Material geborgen werden und an die Besitzer zurückgegeben werden. Mit dabei bei diesen Aktionen sind allen voran wieder die Chiemgauer Höhlenretter unterstützt von Kameraden der Höhlenrettungswachen München und Murnau: 25. bis 27.07. mit Herbert Berger, Peter Hogger, Rudi Hiebl, Markus Weilacher, Sigi Fritsch, Stephan Bauhofer 09.08. mit Herbert Berger, Thomas Klein, Christian Tegethoff, Peter Hogger 10.08. mit Thomas Stöger, Jakob Brandner, Stephan Bauhofer, Peter Hogger 02. bis 05.10. mit Stephan Bauhofer, Peter Bauer, Tobias Kronawitter, Peter Hogger Im November nehmen Guido Fick und Rudi Hiebl an einer internationalen Tagung der ECRA in Triest teil, wo die vergangenen Einsätze besprochen wurden und technische Neuerungen und Methoden von den Teilnehmern vorgeführt wurden. Die Teilnehmer freuten sich über die mitgebrachten, zum Teil wertvollen Ausrüstungsgegenstände wie Bohrmaschinen samt Akkus, Kocher, Höhlentelefone, insbesondere auch teure Cavelinks oder eine Rettungstrage, die aus den letzten Materialbergungen aus dem Riesending stammten. 

 

2015 Lange hat ́s gedauert, aber endlich ist eine zumindest teilweise Ersatzbeschaffung für das verlorene Material bei den letztjährigen Einsätzen erfolgt. Die Materialkisten sind wieder gefüllt. Als zusätzliche Gerät erhalten wir ein Cavelink-System, das eine drahtlose Kommunikation in der Höhle auch über größere Distanzen möglich macht. Im Mai nimmt Guido Fick an einer internationalen Tagung von Höhlenrettern in der Schweiz teil. Zum ersten Mal haben wir als Ausbildungsthema eine Tour mit Biwak in einer Höhle eingeplant. Zu viert befahren wir das Kühlloch am Trattberg und schlafen bis zum „Sonnenaufgang“ aus. Die Höhlenretter unterstützten am 7. Juli bei einem Rettungseinsatz in einer namenlosen Höhle im Untersberg die Kameraden der Salzburger Höhlenrettung. Leider kann die schwerst verletzte Höhlenforscherin nur mehr tot geborgen werden. Tragisch ist dabei, dass die verstorbene Sabine Zimmerebner im Jahr zuvor tagelang sehr engagiert und ganz nah am Verletzten an dessen Rettung in der Riesending-Höhle beteiligt war. Die Höhlenretter kehren in diesem Sommer auch zusammen mit den Forschern zurück ins Riesending. Peter Bauer und Rudi Hiebl unterstützen die Bad Cannstadter Höhlenforscher beim Ausbau der inzwischen vielfach im Rettungseinsatz und bei den Materialbergeaktionen gebrauchten und im vergangenen Winter zusätzlich zerstörten, bei der Rettung installierte Seile und schaffen diese ins Tal. Die gemeinsame Aktion dient auch dem Erhalt des Netzwerks zu den Höhlenforschern, ohne deren Unterstützung und Ortskenntnis Rettungen untertage kaum möglich sind. Am 13. September rücken die Höhlenretter zu einem unterstützenden Einsatz für die Salzburger Höhlenrettung in der Osterhorngruppe aus. Am 17. Oktober wird endlich die Höhlenrettungswache im Feuerwehrgerätehaus Ainring eingeweiht. Das Materialdepot entstand in ehrenamtlicher Kleinarbeit, auch unterbrochen durch die langwierigen und personalintensiven Rettungsaktionen der letzten Jahre. Auch in diesem Jahr nehmen Bergretter am Ausbildungsmodul 2 der Höhlenrettung am Samerberg teil: Georg Wimmer und Achim Tegethoff 2016 Bei einem Höhlenbiwak in der Gutortenbrandhöhle wird eine Web-Reportage über Einsatzkräfte der Bergwacht gemacht. Am 5. August unterstützt die Höhlenrettungswache mit 10 Mann die Höhlenrettung Salzburg bei einem Einsatz in der Lamprechtshöhle. Im Schauteil werden 7 Personen, darunter Kinder vom Hochwasser eingeschlossen und müssen, nachdem das Wasser nicht vollständig abläuft, durch zum Teil reißende Bäche über Treppen und Gänge in Sicherheit gebracht werden. Vom 11.-12. November findet eine Höhlenrettungsübung in der Pfingsthöhle statt, zu der auch andere bayerische Höhlenretter eingeladen sind. Die Übung dient zur Überprüfung der Alarm-, Einsatz- und Leitungsstruktur. Mit 39 Rettern in der Höhle und insgesamt knapp 70 beteiligten Einsatzkräften von Bergwacht und BRK konnten viele gute Erkenntnisse gewonnen werden.