DIE ZEIT BIS ZUM 2. WELTKRIEG

Zum Hilfsdienst im Sommer kam eine neue Aufgabe im Winter. Die ungeahnte Entwicklung des Schilaufs. Diese Mode führte viele Menschen, denen jegliche Kenntnis des Bergwinters mit seinen Gefahren fehlte, in die Berge. Von Jahr zu Jahr zunehmende Unfälle waren die Folge.

 

Berichte zu den Bergwachteinsätzen Winkelmoos-Fellhorn vor 70 Jahren:

Die Bergwacht musste nun auch im Winter tätig werden. Im Winter des Jahres 1928 fuhren erstmals Bergwachtmänner aus Freilassing mit der Bahn nach Ruhpolding. Dort wurde in die sogenannte Waldbahn umgestiegen. Diese Schmalspurbahn fuhr weiter nach Reit im Winkl. Die Reise der Bergwachtler ging nun nach Seegatterl. Von da aus ging es mit Schi und zu Fuß weiter zur Winkelmoos-Alm oder zur Eggen-Alm am Fellhorn. Wie die Chronik berichtet, fanden die am Samstag ankommenden Bergwachtler auf den Hütten des Öfteren verletzte Schifahrer vor, die an den Vortagen schon verunglückt waren und auf die Bergwachtler warteten. Am Sonntag wurden die verletzten Wintersportler dann mit Schlitten zu Tal gebracht. Es war dies immer eine Mords Schinderei. Das Ein- und Umladen auf den Bahnhöfen kam noch dazu. Die Fahrt auf der Waldbahn hatte des Öfteren seine Tücken!

 

Waldbahnfahrt zum Bergwachtdienst:

Wer kann sich an die Bahntrasse noch erinnern? Zum größten Teil folgte die heutige Straße Ruhpolding- Reit im Winkl diesem einstigen Schienenstrang. Der Zug bestehend aus Dampflokomotive „Bockerl” genannt, 1 Güterwagen und 2 Personenwagen. Im Güterwagen einige dutzend Schaufeln, Laternen und Fackeln. Um 13 Uhr Abfahrt von Ruhpolding normale Fahrt bis Seehaus. Dann Halt auf freier Strecke, 3 Pfiffe von der Lokomotive, alles aussteigen. Am Güterwagen Schaufeln abholen Strecke freischaufeln. Dann ging die Fahrt weiter bis zum nächsten Schneerutsch. Manchmal war es schon finster, wenn die Bergwachtler in Seegatterl ankamen. Dann musste dort genächtigt werden. Aber nicht nur Winkelmoos wurde von Freilassing betreut, auch auf dem Rossfeld, damals ohne Lifte und Ringstrasse waren Freilassinger Bergwachtmänner tätig. 1933 das Jahr der politischen Umschichtung. Als das Führerprinzip Eingang in die Vereine fand, ging das auch in Freilassing nicht ohne Folgen ab. Im Zuge der politischen Säuberung mussten damals die Bergwachtmänner aus dem Kreis der Naturfreunde ihre Ausweise und Dienstabzeichen abgeben und waren somit aus der Bergwacht ausgeschlossen. Erst später wurden einige der Ausgeschiedenen wieder aufgenommen. Im August 1937 wurden durch die Vermittlung Adolf Hitlers 4 neukonzipierte Mercedes-Geländewagen des Typs G 5 an die Bergwacht ausgeliefert, einen davon erhielt die Ortsgruppe Freilassing / Abt. Chiemgau. Dieses Auto mit Vierradantrieb, mit 2000 ccm Hubraum und 45 PS Leistung war seiner Zeit weit voraus, denn es verfügte über Vierrad- Spindellenkung, konnte also gleichzeitig die Vorder- und Hinterräder lenken. Ein Riesenvorteil auf schmalen Wegen und vor allem in engen Kurven. Ein Bericht aus dem Jahre 1938 von der Bergung eines am Pflughörndl am Hohen Göll abgestürzten Bergsteigers vermerkt Standl Simmerl als Fahrer dieses ersten geländegängigen Fahrzeugs. Und 1938 entwickelte sich die Ortgruppe Freilassing zur stärksten Abteilung. Sie verfügt über 3 Rettungsfahrzeuge. Der Bergwachtdienst erreicht Höchstzahlen.